Zahmer Titan, ballernder Piaget und französische Kehlen

Ein Entwicklungspsychologe schießt Pawlows Hunde zum Sieg gegen Skul United

Von Bastian Mühling

Die Hunde und Skul United starteten mit dem, was jeder Security-Mann tausendmal vor einem Bundesliga-Spiel macht: Abtasten. Nach zehn Minuten aber schraubte sich Jonathan Lange von Skul in die Luft, führte seine Hackenspitze in Richtung Ball und traf zwar den Ball, aber halt leider nicht das Tor. Den Körper eines Zlatan Ibrahimovic hat der Skul-Stürmer leider auch nicht, Lange verletzte sich an der Hüfte. Aber wer hat schon so einen Körper? „Wenn du einen Körper hast wie ich… das ist kein normaler Körper! Das ist, als würdest du ein Tier sehen. Es ist immer da und immer bereit. Ich sehe mich selbst als Tier“, sagte Ibra einst.

Wir schweifen ab, zurück zum Seidlkreuz: Skul musste wechseln und kassierte kurz darauf das 0:1. Nach Glanztat von Ulrich Sauter alias Ulli Kahn konnte Kahn den Hunde-Stürmer Fabian Faust nicht mehr an der Führung hindern. In der 18. Minute dann die erste (und in diesem Spiel auch letzte) Exmatrikulation: Die Nummer 69 von Skul United, die aus Persönlichkeitsgründen hier nicht mit vollem Namen steht, wurde von Annika Reiter, die aus Persönlichkeitsgründen hier mit vollem Namen steht, getunnelt. Nachspielzeit erste Halbzeit, nächster Schock für Skul: Auf Höhe des Elfmeterpunktes schoss Tobias Caspersen die Kugel in die Maschen.

Gewurschtel im Strafraum
In der 29. Minute – kurzzeitig fragte man sich, ob Schiedsrichter Christian Schuth zweimal 45 Minuten spielen lassen möchte – schlugen die Lehrer zurück: Ferdinand Schlamp schob ein und machte die Partie wieder spannend. In Gedanken eventuell noch bei den Cheerleadern aus der Halbzeitpause zerstörte Skul United diese Spannung kurz nach Wiederanpfiff: Bei einem Gewurschtel im Strafraum bekam United die Kugel nicht weg, Jörg Gulden schob ein und erhöhte wenig später trotz einer Kahn-Grätsche noch auf 4:1. Insgesamt ein verdienter Sieg für die Hunde, die sich nicht nur Rang zwei in der Gruppe B sicherten, sondern sich auch für die 0:4-Niederlage gegen Sozpäd bei ihren Herrchen, also ihren Fans, entschuldigten.

 

Spieldaten Pawlows Hunde – Skul United: 1:0 Faust (15.), 2:0 Caspersen (26.), 2:1 Schlamp (28.), 3:1 Gulden (32.), 4:1 Gulden (41.)

 

Star des Spiels: Jörg Gulden (Pawlows). Robust im Zweikampf, Wellenbrecher vor der Abwehr und doppelter Torschütze. Erstickte alle Hoffnungen von Skul mit seinen Toren zum 3:1 und 4:1 im Keim. Bestach nach dem Spiel mit psychologischem Know-how. Was würde der Psychologe auf seinem Trikot zu dem Match sagen? Rückfrage an den Journalisten: „Wen habe ich überhaupt drauf?“ Jean Piaget. Sofort ist Gulden im Modus, dreht sich zum Spielfeld, setzt den Denker-Blick auf und sinniert: „Ich als Entwicklungspsychologe würde sagen: Wir müssen uns von Spiel zu Spiel weiterentwickeln und haben heute einen guten Schritt in die richtige Richtung gemacht nach der krachenden Niederlage gegen Sozpäd.“

 

Schiedsrichter: Christian Schuth (Geos). Kam ohne Karte durch – und das obwohl Uli Kahn mitspielte. In der ersten Halbzeit musste man ab und zu mit suchendem Blick prüfen, ob der Schuth noch auf dem Platz steht – was einerseits an der unauffälligen, aber souveränen Leitung lag, andererseits am jeden Pfiff übertönenden Gesang der Froschschenkel-Fans. Lag fast immer richtig und kam ohne Rudelbildung durch das Match, was ja für einen Schiedsrichter schonmal kein schlechtes Zeichen ist.

 

Kuriosität des Spiels: Uli Kahn blieb ruhig. Kein Blut, keine Kung-Fu-Einlage, wenig Geschrei – nicht einmal einen Biss in den Hals des Gegenspielers genehmigte sich der Titan. Legte nach dem dritten Gegentor sogar liebevoll die Arme um Schiedsrichter Schuth und ganz sachlich Beschwerde ein. Wenig später bat er Schuth auch noch um den Abpfiff. Der Titan ganz zahm.

 

Fans: Im Vergleich zum Spiel: Weltklasse. Aber nicht die Fans von Skul oder Pawlows. Nein, die Froschschenkel waren es, die sich ihre französischen Kehlen aus den Leibern sangen – mit Vorliebe für die Hunde. Ob das an deren fußballerischen Leistung oder am Fansong (Who let the dogs out?) lag, lassen wir hier einmal offen. Die „Orangenen“ brüllten und feierten das ganze Spiel durch – so laut, dass die Hunde ihren in kurzen Kleidern zitternden Cheerleadern für die Rettung in der Halbzeitpause danken mussten.

 

Stimmen:

Jörg Gulden (Pawlows Hunde): „Beide Mannschaften waren schon vor dem Spiel eine Runde weiter. Deshalb hatte die Partie mehr den Charakter eines Freundschaftsspiels, aber es hat Spaß gemacht und das ist die Hauptsache.“

Simon Bellinghausen (Skul United): „Die Hunde waren heute einfach besser. Wir mussten früh verletzungsbedingt durchwachsen und konnten nicht in unserer gewohnten Formation spielen. Die Niederlage hätte noch höher ausfallen können.“

 

Die besten Bilder zum Spiel:

Galerie: Pawlows Hunde – Skul United (4:1)