Eckstein-Portrait: „Der Sturm vorne ist mir fremd“

Er ist der Oldie beim Präsicup: Franz Eckstein, 59, Verteidiger bei Dynamo Relpäd. Im Unialltag kennen ihn viele Studenten als Übungsleiter aus Sportkursen und Bibliotheksangestellten. Ein Portrait über einen, den Mannschaftskameraden nur „Eggers“ nennen.

Von Steffen Grütjen

Anmerkung des Verfassers: Das Foto zeigt Franz Eckstein (rechts) beim Kreisliga-Derby des VFB Eichstätt gegen den TV 1861 Ingolstadt in der Saison 1987/1988.

Franz Eckstein muss beherzt lachen, er grinst. „Als ich mit dem Fußball angefangen habe, gab´s noch den Libero“, sagt Eckstein. Das ist heute mittlerweile fast 50 Jahre her. „Du kannst bei uns beim VfB Eichstätt mal vorbeischauen“, hat ihm ein Mitschüler in der Grundschule mit auf den Weg gegeben. Gesagt, getan. Doch aus der kurzen Stippvisite sind dutzende Partien für den VfB geworden, lange, erfolgreiche Jahre. Noch heute ist Franz Eckstein dem Fußball verbunden („Ich wollte immer nur spielen“) – mehrmals die Woche beim Unisport an der KU. Und seit dieser Saison beim Präsicup. Ein Portrait.

Montags: Tischtennis und Mitarbeiterfußball, donnerstags: Badminton, freitags: Fußball im Gabrieli-Gymnasium. Franz Eckstein ist auf dem Campus sportlich viel unterwegs. Als Übungsleiter einiger Sportkurse immer im Spielgeschehen involviert. Der Fußball hat es ihm dabei besonders angetan. „Ich gehe gerne in die Zweikämpfe“, erklärt der Innenverteidiger seinen Spielstil.


„Eggers“ – der Coup beim Wiesnpokal

Mit der Verpflichtung Ecksteins beim Wiesnpokal hat RB Waisenhaus einen Coup gelandet – mit 59 Jahren als ältester Spieler auf dem Platz. Jetzt beim Präsicup ist Eckstein wieder dabei. Diesmal bei Dynamo Relpäd, die mit RB Waisenhaus eine Spielgemeinschaft bilden. Diesmal als Oldie auf dem Großfeld. „Zusätzliches Training brauche ich nicht“, sagt Eckstein mit Blick auf sein Trainingspensum unter der Woche. Sollten die Sportschuhe unerwartet aber doch rufen, hat Eckstein eine Idee: „Bei Lust und Laune gehe ich dann auch für zwei Stunden laufen“.

Hier in Eichstätt ist Franz Eckstein zuhause. Hier ist er aufgewachsen, zur Schule gegangen. Hier hat er Familie, Bekannte. Freunde, mit denen er Schafkopf spielt. Und hier hat er seinen Sport. Da nennen sie ihn nur „Eggers“. „Wahrscheinlich hat mich so mal jemand beim VFB genannt“, so Eckstein. Gehen wir einige Jahrzehnte zurück, dann war er für seinen Turnlehrer der „Ecki“, später der „Eckes“ (in Anlehnung an den Edelkirsch-Saft). Was aber geblieben ist – seine Position: Verteidiger. Denn, so sagt es Eckstein: „Der Sturm vorne ist mir fremd“.

„Ich bin sehr heimatverbunden und mag die kleine, nette Stadt“, erläutert er weiter im persönlichen Gespräch. Seit 1982 arbeitet Eckstein auch in Eichstätt – als Angestellter in der Zentralbibliothek der Uni. Am Snackautomaten und der Kaffeeküche vorbei, durch die Glastür, erstes Büro rechts. Eckstein ist zuständig für den Bestand in den Bibliotheken, prüft die Finanzen für neue Bücher (frei nach dem Motto: „Ist das Geld da?“) und kontrolliert Rechnungen.


Die alte Schreibmaschine

Aktuell liegt eine Rechnung mit der Kennziffer „63“ ganz oben auf dem Stapel. Was die Zahl da oben auf dem Zettel bedeutet? Franz Eckstein muss gar nicht lange nachdenken. „Die 63 steht für die Klassische Philologie“, sagt er ohne zu zögern, „mit der Zeit kennt man die Budgetstellen“. Budgetstellen, so heißen intern die Kürzel der Fakultäten, wenn diese Bücher beantragen. Der Antrag landet direkt bei Franz Eckstein.

Auf dem kleinen, zweiten Schreibtisch mit Aussicht auf die Universitätsallee steht das für heutige Verhältnisse antike Gerät. Zugedeckt mit einem leichten Tuch. Das Gerät, es ist eine alte Schreibmaschine, ist hingegen schwer. Warum sie hier steht, schließlich gibt’s ja heute Computer? „Bis letztes Jahr habe ich damit noch gearbeitet und Umrechnungen gemacht“, sagt Eckstein. Kamen Rechnungen aus dem Ausland mit Dollar-Beträgen, hat sich der Bibliothekar an die Maschine gesetzt und kalkuliert. Das ging so deutlich einfacher, verrät Eckstein. Und so steht sie auch heute noch im Büro und hat ihren eigenen Platz.

Den eigenen Platz, den hat Franz Eckstein in der Cafeteria. Meistens verweilt er hier in seiner Mittagspause, üblich mit Kaffee und Kuchen, das hat Tradition. „Wenn ich dasitze, dann bleibe ich auch mal hocken“, schmunzelt Eckstein.

 

Sein Finaltipp: SozPäd gegen WFI

„Der Reiz zu spielen ist auf jeden Fall da“ – am Donnerstag bestreitet Dynamo Relpäd die dritte und letzte Partie in der Gruppenphase. Es geht gegen die Porno Journos, und Franz Eckstein wird wahrscheinlich auflaufen. „Ich liebe den Wettkampf“, gibt er zu. Natürlich verfolgt der Verteidiger auch die anderen Teams und Gruppen im Turnier. „Ich denke, dass SozPäd im Finale stehen wird. Die sind durch die Bank weg gut aufgestellt“, findet Eckstein. Und er ergänzt: „Die haben beim Wiesnpokal bombig gestanden“. Eckstein schaut dabei auch schon auf einen möglichen Finalgegner der Sozialpädagogen. Er hat die WFI ausfindig gemacht, „die haben in den letzten Jahren immer gut gespielt“, stellt er fest. Ob Eckstein recht behalten wird, entscheidet sich in vier Wochen – im Endspiel am 5. Juli. Dann wird man Franz Eckstein auch am Sportplatz treffen. „Das Seidlkreuz ist ein Ort der Begegnung“, sagt er und lacht.

 

Galerie: Franz Eckstein – ein Eichstätter Fußball-Urgestein