Throwback: Als Präsicup.de die Geos ärgerte

Präsicup.de-Mitbegründer Korbinian Eisenberger blickt zurück auf die Anfänge des Projekts

Von Korbinian Eisenberger

„Atlaswälzer“ haben sie noch akzeptiert. „Erdkundler“ ging auch noch. „Globusdreher“ war ihnen dann aber zu viel. Da haben sich die Geos bei uns beschwert. Ihr immer mit euren Wortspielen. Mensch war das eine irre Zeit. Im Sommer 2011, als präsicup.de gerade ein paar Wochen alt war. Wo nach einem 6:0 der Ingolstädter WFI gegen die Porno Journos diese Überschrift zu lesen war: „WFI zeigt Porno-Crew wie man Sex macht.“ Die Webseite sah damals ganz anders aus als heute, sie war wie ein Baukasten mit zwei Randspalten aufgebaut. Und die Geos hatten in unserem Medium von Beginn an eine hohe Relevanz – und viele Bezeichnungen. Wir hatten ja alle Freiheiten der Welt. Schön, dass präsicup.de im Studiengang in diesem Semester wieder integriert ist.

Mit dem alten Logo, das mein Spezl und präsicup.de-Kollege Bernd damals entworfen hat. Ich erinnere mich noch gut an diesen Moment im Seminar von Klaus Meier. Es war die zweite Woche im zweiten Bachelor-Semester. Das Modul hieß „Aktuelle Medienentwicklung“, wir waren um die 20 Leute, alle aus der Journalistik. Problem: Die Teilnehmer hätten sich über die Woche ein Thema überlegen sollen. Das ist einigen erst jetzt wieder ins Gedächtnis gekommen. Mir auch. Also sagte ich irgendwas mit Präsicup, Crowdscourcing und Internet. Ich war ganz baff, dass der Professor diesen notdürftigen Einfall ernst nahm. Meinen Kommilitonen Bernd, Bene und Charlotte ging es ähnlich, sie waren genau so gut vorbereitet wie ich. Also boten sie mir ihre Unterstützung an. Das war die Geburtsstunde von präsicup.de.

Ein eigenes TV-Team für den Präsicup

Unser Auftrag war „Crowdsourcing“, während des Semesters sollten wir also möglichst viele Artikel, Fotos und Videos von Fans des Uni-Turniers sammeln. Dafür teilten wir uns auf Bernd übernahm die Verantwortung für alles im Bereich Video. Bene kümmerte sich um Facebook. Charlotte um die Anzeigen. Und ich um die Texte. Dafür sollte es am Ende 2,5 der insgesamt 180 ECTS-Punkte im Bachelor geben. Ein halbes Modul also. Doch es wurde viel viel mehr. In den kommenden beiden Sommersemestern verbrachte ich nun etwa dreimal soviel Zeit mit präsicup.de wie mit dem restlichen Studium. Und Bernd, der ja schon viel TV-Erfahrung hatte, war mindestens genauso verrückt. Im zweiten Jahr hatten wir ein Team von 15 Mann zusammengestellt, die uns bei der Berichterstattung unterstützten. Wir zogen teilweise mit vier Profi-Kameras unseres Studiotechnikers auf Seidlkreuz rauf.

Nach den Spielen sammelten wir Fieldinterviews und Trainerstimmen. Video-Liveübertragungen waren damals am Seidlkreuz schwierig – also haben wir live als Radiostream kommentiert. Von manchen Spielen hatten wir am Ende so viel Material, dass wir gar nicht alles sichten konnten. Tore in vier Einstellungen, jedes Foul, jeden Jubel. Zeitweise hatte unsere Redaktion um die 20 Reporter. Wer damals über uns sagte, dass wir spinnen, hatte definitiv recht. Das sagte aber keiner. Im Gegenteil. Die Leute haben die Webseite und den Cup zunehmend gehyped, das kann man ja an Facebook und durch die Klickzahlen ziemlich gut messen.

 

Fanbusse aus Ingolstadt

In den Jahren vorher war der Präsicup ja ziemlich eingeschlafen, immer weniger Zuschauer, Teams, die mangels Spieler zerfielen. Jetzt ging es wieder in die andere Richtung. Und zwar wie. Aus Ingolstadt kamen sie teilweise mit mehreren Fanbussen nach Eichstätt, mit Trommeln, Lautsprechern und Fantrikots. Wenn Präsicup-Spieltag war, lies so mancher sein Seminar Seminar sein, bei wichtigen Spielen pilgerten sie scharenweise aufs Seidlkreuz rauf. Es bewahrheitete sich das kleine Einmaleins des Lokaljournalismus: Es ist wichtig, dass sich die Menschen im Medium wiedererkennen. Und genau so ein Medium waren wir. Klein, lokal, nah an den Leuten dran. Und vor allem: unterhaltsam. Denn wir erzählten nicht nur die Geschichten der Spiele. Sondern viel von dem, was drum herum passierte.

Da reichte schon ein Foto von einer Handvoll Geo-Spieler, wie sie zwei Tage vor ihrem nächsten Match Burger beim Mc Donalds vertilgten. Überschrift: „So bereiten sich die Atlaswälzer auf das Halbfinale vor“. Oder im Jahr vorher, als die Geos im Präsicup überraschend früh rausflogen. Da machten wir eine Fotostory mit Thekenwirt und Geo-Student Michi Schmitt. Er trug dazu Fliegerbrille und rosa Polohemd. Titel: „Edelfan wechselt nach Geo-Aus die Fronten: Michi Schmitt schaut jetzt Pornos“.

Der Präsicup-Globus dreht sich weiter

Was wir machten, war lokaler boulevardesker Sportjournalismus. Und manchmal haben wir mit unserer Berichterstattung auch was erreicht: Zum Beispiel für den belgischen Abwehrchef der Porno Journos. Er drohte wegen eines Pflichtseminars für ein wichtiges Spiel auszufallen. Darüber berichtete präsicup.de natürlich umfänglich. So, dass auch die Seminarleiterin davon las. Prompt kam zur Folgegeschichte, zu lesen auf präsicup.de mit der Überschrift: „Frau Krauß hat ein Herz für Belgier – Abwehrchef darf bei Pornos doch Regie führen“.

Egal ob Präsicup, Hallenmasters oder Wiesnpokal – präsicup.de war immer vor Ort, mit TV-Kameras, Mikros, Fotoapparaten und Laptops. So ging das, von 2011 bis 2013. Mit dem Auslandsemester unseres Studiengangs endete dann die große Zeit der „Sozis“, „Pornalisten“, „Kapitalisten“ und „Atlaswälzer“. Schön, dass sich der präsicup.de-Globus fünf Jahre danach jetzt wieder weiterdreht.


Korbinian Eisenberger arbeitet heute für die Süddeutsche Zeitung. Die Idee zu diesem Text entstand vor einigen Wochen, als er die Redaktion besuchte und sich vor Ort informierte, wie sein „Herzensprojekt“ von damals heute weitergführt wird.